31.08.2011

"Was ist uns(er) Grün wirklich wert? - 2. Norddeutscher Baumschultag

Zum Thema: „Gepflegtes öffentliches Grün trotz leerer Kassen – wie soll das gehen?“ stellten sich Klaus Körber, Prof. Dr. Dietwald Gruehn, Bernhard von Ehren (LV HH) sowie Prof. Dr. Hartmut Balder (v.r.n.l.) den Fragen von Dr. Frank Schoppa, Geschäftsführer im BdB Landesverband Schleswig-Holstein (rechts). (Foto: M. Wienert; BdB LV SH)

Der 2. Norddeutsche Baumschultag – ein Vortrags- und Diskussionsforum der Landesverbände Hamburg und Schleswig-Holstein im Bund deutscher Baumschulen (BdB) e.V. in der Baumschule Lorenz von Ehren – stellte mit dem Motto: „Was ist uns(er) Grün wirklich wert?“ den Wert und die Bedeutung von Grün für den Menschen und seine Umwelt in den Mittelpunkt.

Dabei konnten sich die Veranstalter und Vorsitzenden der BdB Landesverbände, Axel Huckfeldt (kommissarisch) für Schleswig-Holstein und Bernhard von Ehren für Hamburg, über ein volles Haus freuen. Neben den Baumschulern aus dem Norden waren insgesamt knapp 200 Gäste als Vertreter des Garten- und Landschaftsbau, der Landschaftsarchitekten sowie der regionalen Politik und Verwaltung vor Ort.

Huckfeldt und von Ehren betonten das Motiv der Veranstalter für den 2. Norddeutschen Baumschultag: „Die positiven und geldwerten gesellschaftlichen und individuellen Folgewirkungen der Pflanzenverwendung im öffentlichen und privaten Bereich werden immer noch nicht ausreichend erkannt und gewürdigt. Wir müssen ein neues Bewusstsein und eine besondere Wertschätzung für „Grün“ schaffen, als Voraussetzung für ein breit getragenes Engagement für mehr Grün in Städten und Gemeinden. Dies kann nur durch einen guten Informationsaustausch nachhaltig und wirkungsvoll gelingen. Der 2. Norddeutsche Baumschultag 2011 unterstützt dieses Ziel.“

Dass Grün für die Gesellschaft unersetzlich ist stellte, stellvertretend für das Bundesland Schleswig-Holstein, Innenminister Klaus Schlie in seinem Grusswort deutlich heraus: "Ausreichende und gepflegte öffentliche Grünflächen sind für attraktive und lebenswerte Städten und Gemeinden unverzichtbar. Sie haben positive Auswirkungen auf die Gesundheit und das Wohlbefinden der Menschen. Wer an Grünflächen spart, riskiert einen Verlust an Lebensqualität."

Von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt der Freien und Hansestadt Hamburg sprach Hans Gabányi, Abteilungsleiter der Landschafts- und Grünplanung, welcher gleichzeitig das für Hamburg erfolgreiche Bürger – Projekt „Mein Baum – Meine Stadt. Ich mach‘ mit!“ vorstellte. „Der erfolgreiche Verlauf dieser Aktion zeigt, dass die Menschen dieser Stadt eine starke Wertschätzung für Bäume und das Grün in der Stadt haben. Bisher sind über 170.000,- € gespendet worden. Insbesondere in ihrem Wohnumfeld, also dort, wo sie die Verhältnisse beurteilen, einschätzen und aufgrund des kleinräumlichen Maßstabes beobachten können, sind die Menschen bereit, für ihr Wohnumfeld aktiv zu werden. Die Menschen wollen aktiv an der Gestaltung ihres Wohnumfeldes teilhaben.“ Der Senat der Hansestadt wird selbst 2011 Straßenbäume nachpflanzen. Insgesamt seien laut Gabányi so schon über 2.350 Bäume gesichert!“

Andreas Lohff, Vizepräsident im Zentralverband Gartenbau (ZVG) e.V. nahm in seiner Rede Bezug auf den Beitrag zu Grün in Städten bei Bundes- und Landesgartenschauen (BUGA / LGS). Der ZVG mit seinen Fachverbänden und Landesverbänden unterstützt aktiv diese Veranstaltungen. „Ein Garant für die Erfolge dieser Veranstaltungen im Norden ist mit Sicherheit die Zusammenarbeit der grünen Verbände. Nach der LGS Norderstedt freuen wir uns nun auf die Internationale Gartenbauausstellung (IGS) in Hamburg 2013.“

Durch einen spannenden und anregenden Vortragsreigen moderierte Dr. Frank Schoppa, Geschäftsführer im BdB Landesverband Schleswig-Holstein.

Prof. Dr. Dietwald Gruehn vom Institut für Raumplanung der TU Dortmund stellte die Bedeutung von Grünflächen für den Wert von Grundstücken und Immobilien vor. Wissenschaftliche Untersuchungen belegten, dass sich besonders hochwertige Freiräume, positiv auf den Grundstückswert auswirkten. „Aber sie zeigen auch, dass sich die Grundstückswerte zukünftig in vielen Stadtquartieren vermindern werden, wenn die städtischen Grünflächenämter weiterhin – dem Kürzungstrend ihrer Haushalte folgend – die Pflege der Flächen zurückfahren oder ganz aufgeben müssen.“

Wie mehr Grün in Städten durch sogenannte „public-private-partnership-Projekte“ (PPP-Modell) entstehen kann, vermittelte Prof. Dr. Hartmut Balder von der Beuth Hochschule Berlin. Laut Balder sei es möglich, dass sich gemeinsame Investitionen und das Engagement in den urbanen Freiraum rentabel lohnen. Das PPP-Modell sei nicht nur ein „Leuchtturmprojekt“ in deutschen Städten, sondern spiegelt einen internationalen Trend wider. „Das Umfeld eines Standortes profitiert bei einer gelungenen Begrünung merklich von monetär messbaren Effekten, z. B. erhöhten Miet- und Pachteinnahmen, Umsatzsteigerungen im Handel und in der Gastronomie. Während private Investoren sich hierbei meist finanziell beteiligen, ist der Input der öffentlichen Hand eher durch Fachkunde, personelle und technische Möglichkeiten gekennzeichnet.“

Mit der Frage: „Würde die Welt untergehen, so würde ich trotzdem noch heute einen Baum pflanzen – aber welchen?“, begann Klaus Körber von der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau in Veitshöchheim seinen Vortrag: „Gehölzverwendung im Zeichen des Klimawandels“. Körber stellte Forschungsprojekte vor, in denen Bäume unter Stadtbedingungen getestet werden wie z.B. „Stadtgrün 2021“ mit dem Motto „Neue Bäume braucht das Land“, damit eine standortangepasste Vegetation den negativen Folgewirkungen des Klimawandels rechtzeitig entgegengewirkt werden könne. Der Grund lege dabei auf der Hand so Körber: “Bäume spielen eine entscheidende Rolle beim Klimaschutz gerade bei Fragen zur CO2-Reduzierung und Filterung von Feinstäuben.“

Die Frage „Gepflegtes öffentliches Grün trotz leerer Kassen – wie soll das gehen?“ stand im Mittelpunkt der moderierten Podiumsdiskussion mit den Referenten und dem BdB-Vizepräsident Bernhard von Ehren. Hier ging es um mögliche Instrumente, um stetig mehr Grün zu schaffen und auch nachhaltig zu pflegen. Eine weitere Dimension der Diskussion war die Frage, wie sich die deutsche Baumschulwirtschaft den aktuellen Herausforderungen stellt.

Von Ehren brachte es für das öffentliche Grün auf den Punkt: „Hier kann letztlich nur ein Bewusstseinswandel als gesellschaftspolitischer Prozess helfen. Die Pflanzen sind heute die kleinste Kostenposition, die Pflegekosten deutlich höher. Die Pflege des öffentlichen Grüns ist jedoch unverzichtbar, übrigens auch bei den Klimawandelbäumen. Nur die Inwertsetzung der Wohlfahrtswirkungen von Grün, die fachliche Akzeptanz bei den Entscheidungsträgern sowie und deren Bewusstwerdung in der Bevölkerung kann den Durchbruch bringen. Daran müssen wir alle gemeinsam arbeiten.“

Von Ehren skizzierte auch die aktuellen Herausforderungen für den Berufsstand: „Die Baumschulwirtschaft muss den Diskurs für das öffentliche Grün anstoßen und maßgeblich daran mitwirken, ihn gemeinsam mit den Partnern der Branche in die gesellschaftliche Mitte zu tragen. Dabei müssen wir uns inhaltlich zwei wichtigen Fragen stellen: 1. Welches Grün mit welcher Pflege brauchen wir in den Städten der Zukunft? sowie 2. Wie kommen wir in der „Kette für Grün“, also vom Pflanzenproduzent bis hin zum öffentlichen Verbraucher zu einem Mehr an Miteinander statt Gegeneinander, mehr Verständnis als nur „Geiz ist geil“?

Wie kaum eine andere Branche liefern die Baumschulen ein ökologisch und gestalterisch hochwertiges Produkt, das insbesondere in der aktuellen Klimadiskussion einen positiven Beitrag bietet, in der Stadt und in der freien Landschaft. Ob Gärten, Parks, Renaturierung oder nachhaltige Forstwirtschaft.

Die deutsche Baumschulwirtschaft verfügt mit einem über 200.000 unterschiedliche Artikel umfassenden Sortiment über ein breites Angebotsspektrum. Hierfür stehen rund 3.000 spezialisierte Unternehmen mit 30.000 Beschäftigten, die Gehölze - vom Sämling bis zum mehrere Jahrzehnte alten Park- oder Alleebaum – produzieren und vermarkten. Dabei wird in Deutschland ein Gesamtumsatz von 1,1 Mrd. EUR pro Jahr durch Produktion und Handel mit Gehölzen erwirtschaftet.

Huckfeldt und von Ehren schlossen die Veranstaltung mit den Worten: „Wir Baumschuler haben die Kompetenz in Grün – die Chancen für unsere Branche waren wohl nie besser als heute. Das müssen wir als Baumschulbetriebe, als Verband, als grüner Berufsstand insgesamt realisieren und die Chancen gemeinsam nutzen. Veranstaltungen wie unser Norddeutscher Baumschultag sind hierfür ein wichtiger erster Schritt. Wir bitten alle relevanten Entscheidungsträger für eine aktive Unterstützung, um mehr Grün in Städten und Gemeinden zu erreichen, denn wie wir Baumschuler sagen – Grün ist Leben!“

Bildunterschriften (Fotos: BdB LV S-H/ M. Wienert):

1. Gruppenbild: Sichtlich erfreut über den positiven Zuspruch des 2. Norddeutschen Baumschultages zum Thema: "Was ist uns(er) Grün wirklich wert?", sind die Vorsitzenden der BdB Landesverbände HH und S-H mit den Referenten. Axel Huckfeldt (LV S-H), Prof. Dr. Hartmut Balder, Bernhard von Ehren (LV HH) Klaus Körber und Prof. Dr. Dietwald Gruehn (v.l.n.r.).

2. Podiumsdiskussion: Zum Thema: „Gepflegtes öffentliches Grün trotz leerer Kassen – wie soll das gehen?“ stellten sich Klaus Körber, Prof. Dr. Dietwald Gruehn, Bernhard von Ehren (LV HH) sowie Prof. Dr. Hartmut Balder (v.r.n.l.) den Fragen von Dr. Frank Schoppa, Geschäftsführer im BdB Landesverband Schleswig-Holstein (rechts).

3. Den Wert erkennen – Grün in Baumschulen; hier ein fertiges Heckenelement für öffentliche und private „Grünsituationen“; ganz nach dem Baumschulslogan: „Grün ist Leben – Baumschulen schaffen Leben“.

4. Die Vorsitzenden der BdB Landesverbände begrüßten die 200 Gäste aus der Gartenbaubranche sowie Politik und Verwaltung. Bernhard von Ehren, LV HH (l.) und Axel Huckfeldt, (kommissarisch für den LV SH) rechts.

5. Innenminister des Landes Schleswig-Holstein, Klaus Schlie stellte in seiner Rede deutlich heraus, dass Grün einen unersetzlichen Wert für die Gesellschaft hat.

6. Von der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt der Freien und Hansestadt Hamburg sprach Hans Gabányi, Abteilungsleiter der Landschafts- und Grünplanung, der die Hamburger Baumaktion „Mein Baum – Meine Stadt“ vorstellte.

7. Moderation: Durch die Veranstaltung führte Dr. Frank Schoppa, Geschäftsführer im BdB Landesverband Schleswig-Holstein

Auf Wunsch stellen wir Ihnen auch weitere Bilder der Veranstaltung bereit. Bitte rufen Sie uns an oder schreiben eine Mail!

Gern verweisen wir auch auf das Grüne Medienhaus, das in diesem Zusammnhang auch über den 2. Norddeutschen Baumschultag berichtet.

 

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